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228 Route 4.OELBERG. Umgebungen vongleich sind. Einst waren die Spitzbogen über den Eckpilastern
offen, jetzt sind sie vermauert. Die Capitäle und Basen der Säulen
sind von weissem Marmor und rühren wohl von älteren Gebäuden
her. In der Mitte der Kapelle, die 6,5m Durchmesser hat, erhebt
sich eine cylindrische Trommel und eine kleine Kuppel über der
Stelle, von wo aus Jesus sich gen Himmel erhoben haben soll; sie
gehört den Muslimen und wird auch von ihnen heilig gehalten,
doch dürfen die Christen an gewissen Tagen Messe darin lesen. In
einem länglichen Marmorviereck zeigt man den Abdruck des rechten
Fusses Jesu, gegen Süden gerichtet; seit der Zeit des fränkischen
Königreichs ist jedoch diese Fussspur, was Farbe, Richtung,
Grösse, überhaupt ihr gesammtes Wesen betrifft, so verschiedenartig
gesehen und beschrieben worden, dass man nur zahlreiche Unter-
schiebungen
annehmen kann.

Wenn man den Hof der Auffahrtskapelle wieder verlässt, klopft
man an einer daneben liegenden Thüre l. an. Das Derwischkloster,
welches sich jetzt hier befindet, steht an der Stelle einer ehemaligen
Augustinerabtei. Man wird auf das Minaret hinaufgeführt und hier
entfaltet sich die herrlichste *Rundsicht. Unser Panorama zeigt
uns den Blick gegen Westen; für diese Aussicht ist die Morgenbe-
leuchtung
, für das Gesammtbild aber die Abendbeleuchtung vorzu-
ziehen
; manche werden gern mehrmals hinaufsteigen. Jenseit des
Kidronthales dehnt sich die geräumige Fläche des Harâm esch-Scherîf
aus; die Kuppel des Felsendoms und die Aksa nehmen sich von
hier besonders prächtig aus. Man beobachte die Richtung des
Tempelberges, die höhere Lage des alten Betzeta nördlich vom
Tempel, und den deutlichen Thallauf des nun stark verschütteten
Tyropœon zwischen dem Tempelhügel und der Oberstadt. Ein ganz
eigentümliches Gepräge geben der Stadt die Kuppeldächer.

Gegen Norden bemerkt man jenseit des Olivenwäldchens vor
dem Damaskusthor den oberen westlichen Lauf des Kidronthales,
im Frühling mit reichem Grün geschmückt, dann die Anhöhe des
Scopus jenseit dieses Thales. Ueberraschend ist der Blick gegen
Osten. Hier sehen wir zum erstenmal diese einzigartige merk-
würdige
Senkung, welche fast jeder unterschätzt; über 1200m liegen
jene blauen Streifen (des Todten Meeres), die man vor den Bergen
am östl. Gesichtskreis schimmern sieht, unter unserm Standpunkt,
während man meint, die Senkung könne kaum einige hundert Meter
betragen. Auch die Durchsichtigkeit der Luft ist so gross, dass
die Entfernung äusserst gering erscheint, aber man braucht sieben
Stunden Ritt durch lange kahle, menschenleere Höhenzüge, bis man
an jenen wunderbaren Tiefsee gelangt. Die bläulichen Gebirge
jenseit der tiefen Kluft steigen wieder zur Höhe unseres Stand-
punktes
empor; es sind die Berge des Stammes Ruben, und dort ist
auch der Berg Nebo zu suchen. Ganz im Süden jenes Gebirgszuges
ist bei hellem Wetter eine kleine Kuppe mit dem Dorfe Kerak er-
kennbar
; am Ostrande des Todten Meeres erscheinen zwei breite